Verloren in der Matrix

Symbolischer Screenshot einer Desktop-Chat-App
Symbolischer Screenshot einer Desktop-Chat-App https://matrix.org/

Matrix! Ne, nicht der Film … aber was?

  • Ähnlich wie WhatsApp - nur anders
  • Technische Basis für digitale Echtzeit-Kommunikation
  • Dezentral, ähnlich wie E-Mail
  • Freie und offene Software
  • Nichtkommerziell
  • Ohne Nutzer-Tracking, Werbung, Datenhandel, KI
  • Unabhängig von der Telefon-Nr.
  • Unabhängig vom Besitz eines Smartphones
  • Auf so vielen verschiedenen Geräten nutzbar, wie man möchte

Aber wie komme ich in die Matrix?

Zwischen Matrix und E-Mail gibt es einige Ähnlichkeiten.

Homeserver auswählen

Für eine neue E-Mailadresse muss man zuerst einen sog. Provider auswählen, z.B. posteo.de/ mailbox.org. usw..

Für ein neues Matrix-Konto muss man einen sog. Matrix Homeserver auswählen um dort eine neue Matrix-ID zu registrieren.

Eine Übersicht über solche Server gibt es hier:

https://servers.joinmatrix.org/

Gute Erfahrungen habe ich gemacht mit:

Client auswählen

Für die Verwaltung der E-Mails kann man verschiedene Programme oder Apps nutzen, z.B. Thunderbird, FairMail usw..

Fürs Chatten via Matrix wählt man auch einen Clienten bzw. eine App.

Für den Desktop kann ich empfehlen:

  • Element (Linux, MAC, Win)
  • Fractal (Linux)

Auf dem Mac ist für blinde NutzerInnen ElementX besser mit Screenreader bedienbar als Element-Desktop.

Von der Nutzung eines Web-Browsers rate ich nach meinen Erfahrungen ab!

Für das Smartphone:

  • Element oder ElementX (ElementX wird Element ablösen, ist im Funktionsumfang aber noch eingeschränkt)
  • FluffyChat
  • Synod.IM (wenn man den Homeserver synod.im nutzen möchte)

App installieren und Account registrieren

Hier am Beispiel der Desktop-App Element. Die meisten Schritte sollten für die Mobil-App Element oder ElementX genauso gelten.

Dieser Schritt wird gern übersehen. Es ist die erste Option auf dem Formular zur Registrierung. Dort ist i.d.R. der Homeserver matrix.org voreingestellt. Stattdessen wollen wir aber nicht den weltweit meistgenutzen (und manchmal auch überlasteten) Server einstellen, sondern den, den wir uns oben ausgesucht haben.

Eine kurze Anleitung gibt es am Beispiel der Desktop-App für synod.im hier:

https://tube.pilgerweg-21.de/w/mEhyyw91JoDQSkZ1gLn1Uc

Eine Ausnahme ist die mobile App Synod.IM. Dort ist der Homeserver synod.im fest mit der App verbunden, die Einstellung des Homeservers ist nicht nötig.

  • Benutzername wählen
  • Passwort eintragen
  • E-Mail-Adresse zur Autorisierung eintragen

Mit Abschluss der Eingaben wird eine E-Mail gesandt, die einen Bestätigungslink enthält, dem man folgen muss.

Kehrt man zur Desktop-App zurück, ist man vielleicht schon eingeloggt oder meldet sich mit Benutzername und Passwort an.

Schlüsselsicherung einrichten

Das ist der wichtigste Schritt nach der Registrierung und stellt sicher, dass verschlüsselte Chats entschlüsselt werden können, auch wenn

  • der Computer kaputtgegangen, verlorengegangen ist oder gewechselt werden muss
  • zusätzliche Geräte/ Apps genutzt werden sollen, wie z.B. am Smartphone oder weiteren Laptops

Zur Schlüsselsicherung wird man nach der Installation der Desktop-App Element i.d.R. automatisch durch ein Hinweisfenster aufgefordert und muss dort nur mit einem Klick zustimmen.

Als nächstes erfolgt eine Abfrage ob man

  • einen Sicherungsschlüssel erstellen oder
  • eine Sicherheitspassphrase eingeben möchte

Ich rate unbedingt zur zweiten Option, der Sicherheitspassphrase.

Damit wird der Sicherheitsschlüssel generiert und eine Passphrase abgefragt, also so etwas wie ein zweites Passwort, dass sich von dem Registrierungspasswort unterscheiden muss.

Es ist eine gute Idee, Sicherheitsschlüssel- und Passphrase gut zu sichern!

Hat man den Hinweis zur Einrichtung der Schlüsselsicherung übersehen oder weggeklickt dann gibt’s hier eine Anleitung:

https://tube.pilgerweg-21.de/w/uQiSa1tu25N4QpmhD4hjH5

Wie das mit der Android-App geht, ist hier beschrieben:

https://tube.pilgerweg-21.de/w/sTDkDQ4zZ8iEyFX7986iiP

Nun aber endlich los!

Wie leicht zu erkennen ist, wird zwischen Einzelchats (Personen) und Gruppenchats (Räumen) unterschieden. Neben diesen Überschriften befindet sich das + um jeweils Neue zu erstellen oder im Fall von Räumen, auch bestehenden beizutreten.

Einen Chat mit einer Person beginnen

Entweder man gibt einen Teil der Matrix-ID der gewünschten Person ein und bekommt einen Vorschlag. Bei Millionen von Nutzern könnte es aber schwierig werden, den Richtigen zu treffen. Mit der vollständigen Matrix-ID wird man schneller zum Ziel kommen.

Eine vollständige ID sieht so ähnlich aus wie eine E-Mail-Adresse und hat folgende Syntax:

@benutzername:server.domain also z.B. @fritz:nope.chat

Nach dem Einrichten des 1zu1 Chatraumes mit der ID des gewünschten Partners erhält dieser eine Einladung…

Nützliche Funktionen

Matrix bietet einige Funktionen, die anderen Messengern fremd sind. Z.B.

  • Textformatierung mittels Basis-Markdown
  • Die Einbindung von sog. Widgets. Z.B. kann man in einen Gruppenchat ein Etherpad integrieren
  • In Spaces können Anbieter mehrere Matrix-Räume sozusagen als Paket anbieten und selbst kann man 1zu1 Chats und Gruppenräume in eigenen Spaces sortieren um sie übersichtlicher zu ordnen und schnelleren Zugriff darauf zu bekommen
  • Mit Threads kann man die Diskussionen übersichtlicher gestalten (leider noch nicht in allen Clients implementiert)

Bedenkenswert

Es werden relativ viele sog. Meta-Daten erzeugt. Z.B. Wer chattet mit wem wann usw.. Es soll wohl daran gearbeitet werden, solche Daten zu verringern bzw. die Zugänglichkeit solcher Daten für Serverbetreiber zu beschränken. Bis dahin (und generell) sollte man bei der Auswahl des eigenen Homeservers und bei Chats mit Partnern von anderen Servern vorsichtig sein.

Nach meiner Erfahrung ist Matrix nicht so schnell wie XMPP. Es kann manchmal ein paar Sekunden länger dauern, bis Nachrichten beim Partner ankommen.

Matrix wurde als Basis für die Kommunikation im und mit dem bundesdeutschen Gesundeheitswesens festgelegt. Früher oder später wird wohl jeder in Deutschland Krankenversicherte, der mit elektronischen Geräten umgehen kann und möchte, Matrix zur Kommunikation mit Arztpraxis oder Pflegedienst nutzen (müssen). Das soll auch mit allgemeinen persönlichen Accounts und selbstgewählten Apps möglich werden, nicht nur mit solchen, die von den Krankenkassen beispielsweise zur Verfügung gestellt werden. Hat man sich heute mit Matrix vertraut gemacht, wird es vielleicht morgen leichter fallen, mit der Hausärztin zu kommunizieren.

Weiterführende Informationen

This article was updated on February 1, 2025